Außergewöhnliche Geschichten rund um Meran
Der idyllische Kurort Meran ist voller außergewöhnlicher Geschichten und Legenden, die Urlauber auch heute noch aufspüren können. So besitzt Meran sogar seinen eigenen Edelstein, der sich Meranith nennt und in der Schlucht von Meran entdeckt wurde. Er hat eine olivgrüne Farbe, die von einem wunderschön leuchtenden Orange durchzogen ist und im Etschtal durch die dortigen Vulkanvorkommen bei hohen Temperaturen verflüssigt und neu geformt wurde. So zeigt der Stein das erkaltete Magma aus ganz unterschiedlichen Epochen und ist damit eine wahre Rarität.
Aber Meran hat auch einige Kuriositäten zu bieten, darunter die einstige Kammer eines Henkers oder einen Kirchturm mit sieben Uhren. Auf Urlauber warten auf jeden Fall spannende Highlights und der eine oder andere Geheimtipp.
Wie Meran zum Kurort wurde
Anfang des 19. Jahrhunderts war Meran ein kleiner Ort, der sich vor allen Dingen durch den Reiz der Landschaft und das gesunde Klima auszeichnete. Erst der Leibarzt Dr. Johannes Nepomuk Huber, der die Fürstin von Schwarzenberg 1836 nach Meran begleitete, verwies in einer von ihm herausgegebenen Broschüre auf die vielen Vorzüge dieser wunderschönen Kurstadt. Die erste Heilwasseranstalt wurde 1840 eröffnet, damals noch unter den spöttischen Augen der Einwohner. Doch bald veränderte sich der Ort zu seinem Vorteil, wurde ausgebaut und erweitert, um für Erholungssuchende und Einwohner eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Heute genießen Urlauber die Kurpromenaden, das Schlendern auf dem Tappeiner Weg oder die Altstadt mit den Meraner Lauben und freuen sich über die lokalen Gegebenheiten.
Badehäuser als Museum
Das älteste Badehaus im Meraner Land ist das Bad Egart, das heute ein Museum ist. Die Quelle der Badeanstalt wurde bereits 1430 genutzt, während die Geschichte wahrscheinlich sogar bis in die Römerzeit zurückreicht. Hier befinden sich in einer Ausstellung einige interessante historische Sammlerstücke aus der Zeit der Habsburger Monarchie und ein paar persönliche Gegenstände des Kaisers.
Eine konservierte Delikatesse – der Sissi Kuchen
Das Schloss Trauttmansdorff ist von einem herrlichen Botanischen Garten umgeben und birgt gleichzeitig ein kurioses Objekt, das in einer Vitrine dauerhaft ausgestellt ist – ein Kuchen aus dem Jahr 1897. Dieser wurde beim Sonnenwirt in Nals extra für die Kaiserin Sissi gebacken, als diese Meran das vierte Mal besuchte. Sie kostete davon lediglich eine dünne Scheibe, während der restliche Kuchen von niemandem mehr angerührt wurde. Der Kuchen wurde als Andenken verwahrt und vom Sohn der Wirtin in die Pension Kapelgut gebracht. Diese gab das Familienerbstück 2015 als Schenkung in die Dauerausstellung des Touriseums und sorgte für einen beachtlichen touristischen Aufschwung.
Der Brunnen von Obermais
Der Brunnenplatz ist der unbestrittene Mittelpunkt in Obermais und heute von Villen, Schlössern, Gasthäusern, Cafés und dem ehemaligen Rathaus umgeben. Das Zentrum bildet ein plätschernder Brunnen als Wahrzeichen der Stadt, der gleichzeitig einige Metamorphosen durchlebte. Eine Zeitlang wurde er nach dem Erzherzog Karl Ludwig von Österreich benannt, der jüngere Bruder von Kaiser Franz Joseph und der Vater des 1914 ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand. Erst 1921, mit der Löschung der Habsburger Namen, erhielt der Ort die einstige Bezeichnung „Brunnenplatz“ zurück, zwei Jahre später dann in italienischer Fassung.
Der kuriose Namentausch fand tatsächlich noch häufiger statt, und nicht nur das, auch der Brunnen wurde mehrfach neu gebaut. So entstand ein Granitbrunnen, dann ein Marmorbunnen und 2007 sogar eine etwas zu moderne Variante, die eher an ein Grabmal als an einen Brunnen erinnerte. Durch eine Abstimmung und viele Spenden gelang es, den einstigen Dorfbrunnen in seinem Urbild wieder nachzubauen. Aber auch ein Teil des Brunnens aus dem Jahr 1889 ist noch vorhanden. Hinter Sträuchern, rechts vom Tor zum Schloss Reichenbach, steht noch eine alte Steinsäule, aus der einst kühles und erfrischendes Wasser sprudelte.
Meraner Kirchturm und seine sieben Uhren
Die spätgotische Pfarrkirche St. Nikolaus in Meran ist eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und weist gleich sieben Kirchturmuhren auf. Sie steht unter Denkmalschutz und liegt nahe der Barbarakapelle. Der Bau begann 1291 und zog sich sehr lange hin. 1367 wurden der Chor und das Langhaus hinzugefügt, während die Einweihung der Kirche 1465 stattfand. Damals war der Turm das höchste Gebäude, wurde jedoch noch einmal aufgestockt und 1545 um das Turmviereck mit jeweils vier Uhren ergänzt, während im 17. Jahrhundert dann endlich die Turmglocke hinzukam.
Allerdings veränderte sich auch die Stadt um den Turm herum. Die Häuser in Meran gewannen an Höhe und begannen, den Turm zu verdecken, so dass auch der Blick auf die Uhren nicht mehr so gut möglich war. Kurzerhand wurde der Turm noch einmal erhöht, um drei weitere Uhren anzubringen, die eine freie Sicht gestatten. Diese gehen auf die Sekunde genau und sind Richtung Stadt ausgerichtet. Für Einwohner und Urlauber ist die Kirche ein gelungenes Wahrzeichen und versinnbildlicht den Fluss der Zeit.
Winzige Türen in großen Toren
Die landesfürstliche Burg in der Galileistraße besitzt ein großes Holztor als Eingang, in dessen Mitte eine mannsbreite Pforte eingelassen ist. Das erleichterte im Mittelgang den Zugang der Wache für die tägliche Kontrolle. Tatsächlich ermöglicht die Tür nur den Durchgang einer einzigen Person. Da die Burg heute gerne für Hochzeiten genutzt wird, ist die Pforte zum witzigen Sinnbild geworden, um Heiratsunwilligen die Flucht zu erschweren.
Diese Anekdote bezieht sich auf den Herzog Sigismund von Österreich, der die kleine Burg errichten ließ und in ihr etwa fünfzig uneheliche Kinder zeugte. Auch im Inneren der Burg warten erstklassige Einblicke in das spätmittelalterliche Leben. Dort finden Besucher Kammern, Kachelöfen, holzgetäfelte Stuben und Jungfernzimmer, dazu auch einige ausgestellte Waffen, Lanzen und Hellebarden. Die Einrichtung stammt aus den Zeiten der Gotik und Renaissance. Die dortige kleine Kapelle ist mit wunderschönen Fresken aus dem 16. Jahrhundert verziert.
Operation Falschgeld im Schloss Laber
Das prächtige Schloss über den Weinhängen von Labers ermöglicht Besuchern eine atemberaubende Aussicht auf Meran und die Umgebung. Zu Kriegszeiten wurden einige der Schlösser, Herrenhäuser und sogar das Kurhaus umfunktioniert, so z. B. im Ersten Weltkrieg, als im Kurhaus eine Kriegsküche errichtet wurde und täglich die Mahlzeiten an die Soldaten ausgab. Im Zweiten Weltkrieg hat sich in den Räumen des Schlosses Labers ein wahrer James-Bond-Film zugetragen.
Hier fand eine der größten Falschgeld-Operationen der Geschichte statt. Meran galt als bombenfrei und zog viele Militärattachés an. Das Schloss diente als logistische Zentrale für ein SS-Kommando, das dort in geheimer Mission englische Pfundnoten fälschte und in die ganze Welt verbreitete. Damit sollte die Inflation in England vorangetrieben und die Wirtschaft zerstört werden. Einige tausend Pfundblüten wurden in den 60er Jahren zufällig nahe des Schlosses in der Kirchenorgel der St. Valentin Kirche gefunden und bestätigten den einst teuflischen Plan.
Ein Globus, der die Evolutionsgeschichte erzählt
Eine wunderschöne Meraner Kuriosität gibt es in der Villa Freischütz. Das heutige Museum wurde einst vom Meraner Fleischermeister Ignaz Gritsch gebaut und 1905 von dem in Barcelona lebenden Weinhändler Franz Fromm übernommen. Dieser war ein Liebhaber der Kunst und ein passionierter Sammler. Die weltoffene Stadt gefiel ihm so gut, dass er jeden Winter nach Meran kam, um dort mit seiner Familie zu leben.
Aus seiner Privatsammlung stammt ein spanischer Globus, der einzigartige Details aufweist. So informiert er nicht nur über die Länder und Kontinente, sondern birgt in seinem Inneren enzyklopädische Hinweise zur Evolutionsgeschichte und ein mechanisches und detailgetreues Planetarium. Bis heute ist nicht genau nachvollziehbar, ob es sich bei dem Globus lediglich um ein Spielzeug oder um ein wissenschaftliches Instrument handelt. Neben dieser Kuriosität gibt es noch viele weitere Sammlerstücke, die Fromm von seinen Reisen mitbrachte, darunter wertvolle Möbel, beeindruckende Miniaturgemälde, wertvolle Tabakdosen, Stoffe, Asiatika und Skulpturen.